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Herbstgruß des Heimatvereins Untergrombach

Jüdischer Friedhof Obergrombach. Foto: Jeanine Meerapfel und Martin Lauber

Der jüdische Friedhof auf dem Eichelberg und die Untergrombacher Familie Meerapfel

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Die Juden besaßen zu allen Zeiten ihre eigenen Begräbnisplätze, die sich durch den auf Ewigkeit angelegten Grabplatz auszeichnen. Friedhöfe werden im Judentum als Bet Hachajim (Ort des Lebens) oder Bet Haolam (Ort der Ewigkeit) bezeichnet. Der auf Dauer angelegte Grabplatz wurzelt in der jüdischen Vorstellung von der Unverletzlichkeit der Totenruhe und der Unantastbarkeit des Grabes. Trotz des erklärten Willens der Nationalsozialisten, alles jüdische Leben und seine Kultur in Deutschland zu tilgen, blieb eine große Zahl historischer Friedhöfe erhalten.
Dieser Judenfriedhof wurde 1632 während des 30jährigen Krieges als Verbandsfriedhof der Juden in den rechtsrheinischen Gebieten des Hochstifts Speyer angelegt. Zuvor wurden die toten Juden in Worms bestattet. Während des 30jährigen Krieges waren die Wege unsicher und die zu zahlenden Zölle hoch. Der Tradition, die Toten möglichst am Sterbetag bestatten zu dürfen, konnte in dieser Zeit nicht entsprochen werden, deshalb wurde dieser Friedhof angelegt. Er liegt zur Hälfte auf Obergrombacher und zur Hälfte auf Bruchsaler Gemarkung. Dieses Gelände war landwirtschaftlich unbrauchbar. Der Friedhof wurde als Verbandsfriedhof angelegt. Die damals kleinen jüdischen Gemeinden konnten nämlich keinen eigenen Friedhof unterhalten. Träger des Friedhofs war eine Genossenschaft, deren Mitglied man bei der Aufnahme in eine Gemeinde oder bei Gründung einer Familie wurde. Die Genossenschaftsmitglieder hatten Anrecht auf eine Grabstätte für sich und ihre Familienmitglieder. Gegenüber dem Eingang des Friedhofs steht der am Buß- und Bettag 1982 enthüllte Gedenkstein des Schriftstellers Paul Schrag. Er gab die Anregung zur Errichtung des Gedenksteins. Die Inschrift lautet: "Nacht und Tag weine ich nie endend". (Jesaia) Sie soll an den Leidensweg der Juden im Dritten Reich erinnern. Nach den Worten des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Bieringer ist der Gedenkstein den jüdischen Mitbürgern gewidmet, "die unter der Herrschaft einer verbrecherischen Diktatur ermordet worden sind und kein Grab gefunden haben".

Auf dem Eichelberg sind bedeutende Persönlichkeiten bestattet. Viele Angehörige der Familie Meerapfel haben hier die letzte Ruhe gefunden. Maier Meerapfel gründete 1876 einen Tabakhandel in Untergrombach. Seine drei Söhne Jakob, Philipp und Ernest waren alle in der Firma beschäftigt. Die Firma M. Meerapfel und Söhne ist heute noch eine der bedeutendsten Rohtabakhandlungen der Welt.
Maier Meerapfel starb 1927 und liegt hier auf dem Friedhof bestattet. Jakob Meerapfels Sohn Carlos ist eine Gedenkplatte am Grab von Philipp Meerapfel gewidmet.
Carlos Meerapfel, geboren 1904 in Untergrombach, litt an Tuberkulose und war in Davos zur Kur. Dort lernte er Denise Shaw, kennen, die ebenfalls an TB erkrankt war. Die beiden verlobten sich. Carlos wurde wieder gesund, Denise starb 1928 in Karlsruhe, nachdem sie bereits zwei Jahre in Untergrombach gewohnt hatte. Denise Shaw ist hier bestattet.
Heller Meerapfel, der Sohn von Ernest Meerapfel soll die Manuskripte Ernest Hemingways von Kuba in die Bibliothek der Universität Princeton gebracht haben. Ausgehandelt hatte er den Deal mit keinem anderen als Ernesto „Che“ Guevara, dem damaligen Industrieminister Kubas. Heller Meerapfel starb 2011. Es war die bisher letzte Bestattung auf dem Friedhof.

Text: Heimatverein Untergrombach, Barbara und Martin Lauber August 2020

Fotos: Jeanine Meerapfel und Martin Lauber