Mit einer Abschrift der eingemauerten Grundsteinurkunde erinnern wir diesen Monat an die Einweihung der Untergrombacher Gustav-Adolf-Kirche vor genau 70 Jahren. Landesbischof Julius Bender war am 5. Dezember 1954 in den heutigen Bruchsaler Stadtteil gekommen, um das in nur fünf Monaten erbaute Gotteshaus seiner Bestimmung zu übergeben. Bis dahin, so zu lesen in der Gründungsurkunde, fanden die Gottesdienste über viele Jahre im Sitzungssaal des Untergrombacher Rathauses statt. Umso größer war die Freude der rund 250 Gemeindemitglieder über ihre nun eigene Kirche am Fuße des Michaelsbergs. Das für den Bau erforderliche Grundstück konnte damals für 2.400 DM erworben werden. In mancher Stadt würde dieser Betrag heutzutage nicht mal mehr für nur einen Quadratmeter Bauland ausreichen.
November
Vor 75 Jahren: Am 6. November 1949 wurde das Städtische Altenheim eingeweiht
„Heute steht der Bau im Wesentlichen vollendet da und kann seiner Bestimmung übergeben werden. Er hat uns viele Sorgen bereitet und er wird uns auch in Zukunft viele Sorgen bereiten, dessen sind wir uns wohl bewußt. Aber wir haben diese Sorgen getragen und werden sie auch in Zukunft mutig tragen, weil wir glauben, daß ein Volk, das nicht für seine Alten und Gebrechlichen sorgt, keinen Anspruch darauf erheben kann, als Kulturvolk, geschweige denn als christliches Volk zu gelten.“
Mit diesen Worten weihte Bürgermeister Prof. Franz Bläsi am 6. November 1949 das städtische Altersheim ein, nachdem das alte Gebäude wie so viele andere bei der Bombardierung am 1. März 1945 stark beschädigt worden war und die Bewohner, damals noch „Pfründner“ genannt, vorübergehend in einigen wenigen Räume im St. Paulusheim untergebracht werden mussten.
Schon vor der offiziellen Einweihung, die mit einem Musikquartett, Klosterberger und Brötchen gefeiert wurde, hatte sich Bläsi immer wieder um die Versorgung des Altenheims gekümmert. In der Akte „Städtisches Altenheim Allgemein 1949-1954“, unser Archivale des Monats November, finden sich einige von ihm selbst unterschriebene Eingaben aus dem Jahre 1949, die in der Zeit der kontingentierten Nachkriegswirtschaft um zusätzliche Eier, Schweine und Koks für die Zentralheizung baten. Nur bei der Erhöhung der Taschengelder war er kritisch und fürchtete, das Geld würden einige nur für Alkohol ausgeben „und dadurch Ruhestörungen verursachen“.
Oktober
Mit der Eingemeindung von Heidelsheim am 1. Oktober 1974 erhielt Bruchsal seine heutige Gestalt und Größe. Deshalb wird diesen Monat „50 Jahre Neue Stadt Bruchsal“ gefeiert. Auch 1999 wurde schon gefeiert, damaliger Anlass war das 25jährige Jubiläum. Als Zeitungsbeilage erschien damals eine 32seitige Druckschrift, die allerhand Interessantes über Bruchsal und seine fünf Stadtteile berichtete. Da erfährt man beispielsweise etwas über eine Krankheit namens „Halleritis“, die glücklicherweise im Laufe der Zeit kuriert werden konnte. Daten und Fakten, kirchliches und kulturelles Leben finden ebenso Beachtung wie auch eine Rubrik, die die Wünsche für die Zukunft auflistet. Wer will, kann heute nachlesen, welche das im Einzelnen waren und welche davon in Erfüllung gegangen sind. Bei der Gelegenheit erfährt man auch, was die genauen Symptome dieser „Halleritis“ waren.
September
In diesem Monat wollen wir mit unserem Archivale auf den 75. Geburtstag der Badischen Landesbühne aufmerksam machen. Es war im September 1949 als von dem Schauspieler und Regisseur Franz Mosthav im Raum Heilbronn das „Kulturwerk Württemberg-Baden“ gegründet wurde. Seine Idee war, mit einem mobilen Theater einen Beitrag zum kulturellen Wiederaufbau der Region zu leisten und gleichzeitig die „soziale Not von Bühnenschaffenden“ zu lindern – so formulierte er es in einem Rundschreiben, in welchem er einige Monate zuvor Kommunen und Kultureinrichtungen um Mitarbeit und Unterstützung bat. Nach anfänglichem Zögern – nach dem Motto „Sowas brauche mir net“ - wurde schließlich auch die Stadt Bruchsal Mitglied dieser Gemeinschaft. Aus dem Kulturwerk entwickelte sich letztendlich die Badische Landesbühne, die dann hier in Bruchsal bis auf den heutigen Tag ihren Hauptsitz nahm. Vom 4. bis zum 6. April 2025 wird das Theater-Jubiläum ein ganzes Wochenende lang ausgiebig gefeiert.
August
Diesen Monat erinnern wir an ein Ereignis, welches für den Stadtteil Helmsheim von besonderer Bedeutung war: Vor 50 Jahren, im August 1974, wurde das lang ersehnte Stadion eigeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Die hierzu erschienene Festschrift ist unser aktuelles Archivale des Monats. Beim Durchblättern erfährt man nicht nur Details zu den einzelnen Abteilungen des TV 07 Helmsheim, es wird auch ausführlich über das nahezu zwei Wochen dauernde Festprogramm berichtet. Der Grund für die umfangreichen Feierlichkeiten liegt darin, dass mit der Inbetriebnahme der Sportstätte auch eine Sport-Werbewoche verbunden war. In seinem Grußwort weist der damalige Oberbürgermeister Dr. Adolf Bieringer darauf hin, dass mit dem Bau des Stadions durch die Stadt Bruchsal ein Punkt der Eingliederungsvereinbarungen erfüllt wurde. Zwei Jahre zuvor hatte Helmsheim nämlich seine Eigenständigkeit aufgegeben und war zu einem Teil der Großen Kreisstadt Bruchsal geworden.
Juli
Sind Ihnen die Sommertemperaturen zu warm? Wie wäre es dann mit Kellerausmisten? Dort ist es nicht nur kühler, das alte Zeug könnte sogar noch die ein oder andere Neuanschaffung oder den nächsten Restaurantbesuch finanzieren. Dann nämlich, wenn sie es auf einem Flohmarkt wieder unter die Leute bringen. Die Stadt Bruchsal veranstaltet in diesem Monat ihren 50. Stadtflohmarkt und diesem Jubiläum widmen wir unser Archivale des Monats. Das Bild stammt aus dem Jahr 1991 und zeigt einen Kindersachenflohmarkt in der Kaiserstraße. Erst ein Jahr vorher wurde die Straße überhaupt erst zu einer reinen Fußgängerzone umgebaut, davor konnten Autos sie durchfahren. Mit dem Umbau kam das ein oder andere Spielgerät, von denen heute jedoch nur noch das kleine Eisenbähnchen bei der Querstraße zum Bürgerpark geblieben ist.
Juni
Haben Sie uns schon vermisst? Auch das Archivpersonal war mit der Vorbereitung, der Durchführung und der Nachbereitung der Wahlen beschäftigt, daher erfolgt die Vorstellung des Archivales für den Juni dieses Mal etwas verspätet. Passend zum 9. Juni 2024 widmen wir uns einem Schriftstück aus dem Bereich „Wahlen“. Alle, die bei den Wahlen und den anschließenden Auszählungen mithelfen, erhalten für ihre Arbeit und ihr Engagement eine finanzielle Aufwandsentschädigung. Die Höhe dieser Entschädigung kann von Kommune zu Kommune variieren und liegt meistens im mittleren zweistelligen Eurobereich. Bis Ende der 1960er Jahre bekamen die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in Bruchsal jedoch kein Geld, ihre Mithilfe wurde mit Wein, Zigaretten und Zigarren honoriert. Im oben gezeigten Schreiben kündigt das Wahlamt für die Wahl am 20. Oktober 1968 den Bedarf von „314 Flaschen Wein, 157 Päckchen Zigaretten [und] 20 kl. Kisten Zigarren" an. Ob für Nichtraucher und Abstinenzler eine andere Entschädigung vorgesehen war, geht aus den Akten leider nicht hervor.
Mai
Sommertagszug vor 100 Jahren
Vorsicht, nicht verwechseln… aber wahrscheinlich würden Sie ihren Irrtum spätestens dann merken, wenn sie um 11 Uhr das Konzert der Stadtkapelle auf dem Hoheneggerplatz suchen würden. Dieser existiert im Stadtbild nämlich nicht mehr, ebenso wenig wie der Spatzenturm, an dem ab 2 Uhr nachmittags die Spitze des Sommertagszugs Aufstellung nehmen sollte. Das Programmblatt, das wir Ihnen diesmal als Archivale des Monats präsentieren ist nämlich 100 Jahre alt. Es informierte die Menschen 1924 darüber, welche Veranstaltungen am damaligen Sommertagszugs-Tag, dem 18. Mai, in der Stadt stattfanden. Bereits ab 6 Uhr vormittags ging die Unterhaltung los und auch noch nach Zugende auf dem Kastanienplatz am Belvedere weiter. Was ist noch interessant an unserem Archivale des Monats Mai? Jugendstilornamente zieren als Bordüren den Rand des Blattes, der charakteristische Sommertagsstecken fungierte als Logo. Auf dem Schlosshof wurden auch damals schon Brezeln gereicht und ganz unten auf dem Programmblatt stellten sich die Herren des Komitees samt ihren illustren Berufstiteln vor.
April
Wo findet man viele Bücher? Hauptsächlich in Buchhandlungen und natürlich in Bibliotheken, egal ob es sich um Stadt-, Landes- oder Universitätsbibliotheken handelt. Doch es gibt auch Bücher, die man nur an einem ganz bestimmten Ort findet – nämlich in einem gut gesicherten Archiv. Gründe hierfür gibt’s genug. Diese Bücher sind entweder zu wertvoll, zu selten, zu alt, zu klein, zu groß, zu fragil oder vom Inhalt her zu „vertraulich“ als dass man sie bedenkenlos jeder Person einfach zugänglich machen könnte. Zu diesen Druckwerken gehören beispielsweise die Protokollbände von nichtöffentlichen Rats-Sitzungen. Hier sind oftmals personenbezogene Daten und Vorgänge aufgeführt, die datenschutzrechtlich erst nach Ablauf gewisser Sperrfristen publik gemacht werden dürfen. Und deshalb stehen diese Bücher z. B. nicht frei zugänglich in der Stadtbibliothek, sondern im Stadtarchiv. Doch am 15. April 2024 kann man in die Welt dieser großen, kleinen, seltenen, alten oder „geheimen“ Bücher eintauchen. Stadtarchivar Thomas Moos wird einige von ihnen im Rahmen eines VHS-Vortrages vorstellen. Wer sich also für Stadtgeschichten und Buchgeschichten interessiert, sollte sich dieses Datum vormerken, es gibt Seltenes zu hören und zu sehen. Nähere Infos unter stadtarchiv@bruchsal.de bzw. bei der Volkshochschule.
März
Zwischen dem 27.2. und 6.3. zeigt das Stadtarchiv in den Räumen der Stadtbibliothek eine kleine Foto-Ausstellung zum Motto des diesjährigen Tags der Archive "Essen und Trinken". Der Tag der Archive findet seit 2004 alle zwei Jahre unter wechselnden Themen statt. Hier können die Archive zeigen, welche Schatztruhen sie für das historische Gedächtnis sind. Außerdem soll an den Einsturz des Kölner Stadtarchivs Anfang März 2009 erinnert werden. Die Ausstellung kann unentgeltlich während der Öffnungszeiten der Bibliothek besucht werden. Als Archivale des Monats März haben wir aus den Ausstellungspostern die Kartoffelstatistik von Obergrombach vom 1. März 1917 herausgesucht. Nach Haushalten aufgeteilt wurde hier erfasst, wie viele Zentner Kartoffeln im Dorf gelagert waren, wie viele für den Selbstverbrauch vorgesehen waren und wie viele dafür als Saatgut für die nächste Ernste gebraucht wurden. Neben diesen landwirtschaftlichen Richtgrößen erfahren wir auch etwas über die Anzahl der Personen in den Obergrombacher Haushalten.
Februar
Vor 170 Jahren wurde in Bruchsal ein Frauen-Verein gegründet
Die Zeichnung von zwei Händen mit ausgestreckten Zeigefingern zeigen von rechts und links auf die Überschrift. „Aufruf!“ steht da in dicken Frakturlettern und darunter die Erläuterung: Um der „Noth des Augenblickes“ zu begegnen, werden „hiesige Frauen, deren Verhältnisse es immer erlauben“ aufgerufen, sich einem neuen Wohltätigkeitsverein anzuschließen. Diese Anzeige druckte das „Bruchsaler Wochenblatt“ am 24. Januar 1854 zwischen Mietannoncen und Kurznachrichten. Einige Tage später, am 1. Februar 1854, folgte dann die Einladung zur Gründungsversammlung im Rathaussaal. Dort wurde am 3. Februar die Gründung eines Frauen-Vereins beschlossen und über Statuten beraten. Dass der Verein demokratisch aufgebaut war, zeigt sich nicht nur an der Wahl eines fünfköpfigen Vorstandes und eines Ausschusses, sondern auch daran, dass über die ausgearbeiteten Statuten bei einer Folgesitzung noch einmal beraten wurde sowie die Zusicherung erging, dass über die Verwendung der Mittel „gewissenhaft Rechenschaft“ abgelegt werden würde. Dass der Verein jedoch einer traditionellen Auffassung von Armenfürsorge anhing, wird in der Bedingung deutlich, dass eine „sittliche Würdigkeit“ der hilfsbedürftigen Personen vorliegen musste. Wen genau dies ein- oder ausschloss, darüber entschied der Vereinsausschuss selbst. Wer waren die Mitglieder der Gremien? Die Frauen kamen überwiegend aus dem Beamten- und Handwerksmilieu, waren verheiratet, in ihren 40ern oder 50ern und religiös gemischt, neben den Katholikinnen waren auch mindestens zwei evangelische und zwei jüdische Frauen vertreten. Im weiteren Verlauf des Jahres meldete sich der Frauen-Verein immer mal wieder mit Veranstaltungsankündigungen oder Tätigkeitsberichten in der Zeitung. So wurde ein Wohltätigkeitskonzert mit der Musikschule organisiert und eine Lotterie. Neben einer direkten Hilfe mit Nahrungsmitteln und, in Ausnahmefällen, Geld, wurde in den Monaten Februar bis Mai an mehreren Tagen der Woche Suppe ausgegeben. Ein Bericht im Mai informierte über ausgegebene 60 Laib Brot, 70 Sester Kartoffeln (z.T. als Saatkartoffeln), Fleisch, Reis und Gerste sowie 320 Suppenportionen und etwas Bargeld. Eine Arbeitsschule für die Kinder verarmter Familien mit Unterricht im Nähen wurde ebenfalls angeboten. Der Verein hatte dazu eine Lehrerin eingestellt und einen Raum für über 80 Kinder angemietet. Im Dezember bedankte man sich für Geschenke, die an die Zöglinge ausgeteilt wurden. Die Auswertung der Tätigkeit des Frauen-Vereins im Stadtarchiv muss sich quellenbedingt leider auf die Zeitungsberichte beschränken und kann noch bis ins Jahr 1859 fortgesetzt werden.
Januar
Eine Grußkarte, eine Bonboniere oder eine Schachtel Pralinen, ein Strauß Blumen – und dann noch ein Tanz. Der Neujahrstag bot früher gute Gelegenheiten, einer Herzensdame den Hof zu machen. In Bruchsal hatte man da am 1. Januar 1854 gleich noch die Qual der Wahl, nicht nur bei den Tanzpartnern, sondern auch in Bezug auf die Lokalitäten. Ging man zum Metzgermeister Bornhäuser in den „Hirsch“ oder zum „Wolf“ in die Kaiserstraße? Oder war damals schon „Club-Hopping“ angesagt? Beide Wirtshäuser warben untereinander im „Bruchsaler Wochenblatt“ für ihre „Tanz-Belustigungen“. Damit die Leser auch auf den ersten Blick erkennen konnten, um was es sich bei der Anzeige handelte, belegte sie die Redaktion mit dem gleichen sogenannten „Klischeebild“, einer aufspielenden Musikantengruppe mit Tanzpaar.