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Herbstgruß 2022 des Stadtarchivs Bruchsal

Scan: Stadtarchiv Bruchsal

Suchen Sie ein neues Hobby für die dunkle Jahreszeit? Wie wäre es mit Paläographie, der Lehre von der alten Schrift. Je weiter wir in der Zeit zurückgehen, desto deutlicher wird, dass Sprache und Schrift über die Jahrhunderte Veränderungen unterlagen. Gerade in Deutschland hat sich bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die sogenannte „Deutsche Kurrent“ als Schreibschrift erhalten. Wer also zu Hause alte Familiendokumente hat wie Briefe, Bildbeschriftungen oder Rezeptbücher, wird schon auf dieses Schriftbild gestoßen sein. Einige Buchstaben ähneln unserer heutigen Schrift, andere stellen Neueinsteiger vor ein großes Rätsel.
Nehmen wir doch zum Beispiel diese Postkarte von Bruchsal aus dem Bestand des Stadtarchivs. Fängt das zweite Wort mit einem L an oder mit einem S? Weder noch, ein großes B ist es, eine kleine Schleife am Schwungausgang des Buchstabens verrät es uns. Und die zwei senkrechten Striche danach? Etwa ein kleines n? Nein, es ist tatsächlich das Kurrent-e. Es unterscheidet sich von einem kleinen n nur in der Höhe, auf der die Striche aneinander anschließen. Beim e ist es ein hoher Anschluss, beim n setzt der zweite Strich am Boden an. Der Strich mit Unterlänge danach ist ein sogenanntes Binnen-s (stand es am Ende eines Wortes, sah das s ganz anders aus). Danach noch einmal ein e? Nein, ein u ist es, der sogenannte „u-Bogen“ über dem Buchstaben verrät es uns. Und dann ein Strich in der Landschaft, gefolgt von einem Kringel? Es ist die Buchstabenverbindung „ch“ Das kleine c besteht tatsächlich nur aus einem winzigen senkrechten Strich, das h hat oben und unten eine Schleife. Welches Wort haben wir eben entziffert? Jemand war zu „Besuch“ in der Stadt.
Versuchen Sie es doch einmal mit dem Rest der Postkarte! Tipp: Kurrent-ABC-Tafeln zum Vergleichen der Buchstaben finden Sie im Internet.