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Objekt des Monats Februar

Tulpenbecherfragment. Foto: Dr. Manfred Schneider, Nußloch - www.monumente-im-bild.de

Liebe Leserinnen und Leser,
diesen Monat präsentieren wir Ihnen ein Fragment aus dem Bestand des Städtischen Museums, das nicht auf den ersten Blick zu erkennen gibt, worum es sich handelt: Unser Objekt des Monats Februar ist das Unterteil eines jungsteinzeitlichen Tulpenbechers. Diese Gefäße haben durch ihren schmal und rund zulaufenden Grund sowie den nach oben hin weit ausladenden Rand Ähnlichkeit mit der Form einer Tulpenblüte und sind für die Michelsberger Kultur typisch. Namensgebend für diese war der Untergrombacher Michaelsberg, wo vor knapp 140 Jahren erstmals archäologische Funde dieser Kultur auffielen. Zwischen 4.400 und 3.500 v. Chr. prägte sie weite Teile Mitteleuropas. Der für Tulpenbecher charakteristische, nach oben trichterförmig ausgearbeitete Rand fehlt bei unserem hier vorgestellten Fragment. Lediglich der untere, knollenförmig abgesetzte und mit einer einseitigen Knubbe versehene Teil ist noch vorhanden. Dieses Gefäßfragment stammt aus der Fundstelle „Scheelkopf“ in Bruchsal, die ebenfalls der Michelsberger Kultur zugeordnet wird, und wurde 1909 geborgen. Es befand sich also bereits vor der Zerstörung des Bruchsaler Schlosses 1945 in der dort angesiedelten städtischen Sammlung und wurde mit wenigen weiteren Exponaten aus dem Vorkriegsbestand im Schutt des Schlosses gefunden. Auf dem Gemeindegebiet von Bruchsal findet sich eine ungewöhnliche Konzentration von vier Wall-Graben-Anlagen aus der Michelsberger Kultur: Bruchsal-Untergrombach „Michelsberg“, Bruchsal-Heidelsheim „Altenberg“, Bruchsal „Aue“ und Bruchsal „Scheelkopf“. Alle vier Anlagen werden derzeit vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart zur Publikation vorbereitet. In diesem Zusammenhang hat die Archäologin Dr. Ute Seidel das Fragment aus dem Bestand des Städtischen Museums Bruchsal als Tulpenbecher vom Typ 4,2 identifiziert. Diese Form kann an das Ende der Michelsberger Kultur, in die Zeit um 3700-3650 v.Chr. datiert werden. Tulpenbecher gehören zu den typischen Alltagskeramiken der Michelsberger Kultur und waren nur selten und spärlich verziert. Die Keramik der Bruchsaler Anlage „Scheelkopf“ besteht aus Ton mit wenig organischem Anteil und einer natürlichen Sandmagerung. In der Schausammlung des Städtischen Museum können Sie sich – sobald die pandemiebedingten Einschränkungen es zulassen – anhand zahlreicher Funde und Exponate der Michelsberger Kultur über diese jungsteinzeitliche Phase ausgiebig informieren und verschiedene Keramiken bestaunen.