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Bruchsaler Barett als Leihgabe in Aachen

Foto: Städtisches Museum

Liebe Leserinnen und Leser,
dieser Tage verlässt eines unserer Exponate das Städtische Museum, um bis Ende Oktober 2021 als Leihgabe in einer Ausstellung des Suermondt-Ludwig-Museums in Aachen ausgestellt zu sein. Es handelt sich dabei um ein Barett, welches im Verlies des Bruchsaler Bergfrieds gefunden wurde. Es besteht aus braunem Wollfilz und stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, also aus einer Zeit des Umbruchs zwischen Mittelalter und früher Neuzeit. In dieser Zeit war das Barett sowohl funktionales Element alltäglicher Kleidung als auch als Statussymbol allgegenwärtig und in vielfachen Ausgestaltungen, Materialien und Verzierungen zu finden. So wurden auch am Bruchsaler Exemplar Metallpartikel gefunden, die einen Barettschmuck entsprechend der damaligen Mode nahelegen. Während heute unter „Barett“ meist eine Kopfbedeckung ohne Krempe verstanden wird, kennt die Modegeschichte auch solche Stücke wie das hier vorliegende, die zu Beginn der Renaissance als Barett bekannt und beliebt waren. Besonders interessant: Das Barett ist die erste Kopfbedeckung, die sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wurde und damit einen modegeschichtlich wichtigen Punkt in der Entwicklung geschlechtsübergreifender Kleidungselemente markiert. 
Die Aachener Ausstellung, in der das Bruchsaler Stück zu sehen sein wird, thematisiert Albrecht Dürers Reise in die Niederlande, die er 1520 antrat. Aus dieser Zeit sind von Dürer besonders viele Portraitzeichnungen bekannt, die er zunächst anfertigte und verteilte, um Kunden zu gewinnen und damit letztlich einen autonomen Markt für Portraits schaffte. Heute sind solche Darstellungen seiner Zeitgenossinnen und Zeitgenossen vielsagendes Forschungsmaterial, wenn es darum geht, damalige Mode und Kleidungsgebräuche zu erfassen. So widmet sich die Ausstellung in Aachen diesem Thema besonders ausführlich und ergänzt Dürers Zeichnungen mit entsprechenden Exponaten. Das Bruchsaler Barett entspricht in seiner Gestaltung den vielfältigen Kopfbedeckungen auf Dürers Werken in auffälliger Weise und dient dem Suermondt-Ludwig-Museum so zur Veranschaulichung.
Die damalige Bedeutung adäquater Kleidung thematisiert Dürer übrigens selbst in seinem Reisetagebuch. So kauft er beispielsweise kurz vor seiner Abreise ein rotes Barett für sein Patenkind und lässt sich selbst zwei Barette zum stattlichen Preis von drei Gulden und 17 Stübern fertigen.