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Weihnachtsgrüße aus dem Museum

Ein Putto unbekannter Herkunft

Das italienische Wort Putto bedeutet Knäblein. Die Darstellung kindlicher, meist spärlich bekleideter, gut genährter Figuren, mit oder ohne Flügel gibt es schon in der Antike. Als Eroten, Amoretten oder als kindliches Erscheinungsbild von Göttern, erfüllen sie verschiedenste Aufgaben. Im Tanach, im Koran, der Bibel sowie in den Heiligenlegenden ist darüber zu lesen. Als höhere Wesen sind sie im Buddhismus, Jainismus, Hinduismus und unter anderem in der Anthroposophie zu finden. Die Darstellung fliegender Engel beschränkt sich vorwiegend auf die Malerei. Jedoch bleiben Skulpturen mit Flügeln, wie die Nike von Samothrake, die ungefähr 200 v.Chr. datiert oder der Putto von Andrea Verrocchio im Palazzo Vecchio in Florenz, mit dem Boden verbunden – schweben nicht. Spätestens mit den bühnenähnlichen Altaraufbauten der Barockzeit, bevölkern fliegende Engelskulpturen aus Holz die ausufernden, Kulissen der Altäre. Oft rahmen sie Tafelbilder oder Skulpturenensembles, wodurch die Darstellung für den Betrachter dreidimensional erlebbar wird.

Seit 1939 befindet sich dieser barocke Putto in der Sammlung des Städtischen Museums. Obwohl seine Herkunft unbekannt ist, lässt sich einiges über ihn berichten. Die fröhlich lächelnde Figur ist aus Holz und mehrfach übermalt. Die dunkelblaugrüne Farbe des Hüfttuchs ist nachlässig aufgebracht und zeigt an einigen Stellen die ursprüngliche Blattvergoldung. An einigen Abplatzungen ist die ursprünglich hellere Körperfarbe zu sehen. Vielleicht war der Putto Ruß, Rauch und Feuer ausgesetzt. Am linken Unterarm sind Brandspuren sichtbar. Einige Finger fehlen bzw. sind nicht ausgebildet. Nur ein Finger scheint abgerissen, die anderen wurden vermutlich angestückt. Gesicht, Haar und Körper sind fein gearbeitet. Füße, Hände und Korpus weisen barocken Engeln typische Fülle auf. An der grob geschnitzten Rückseite, ist eine ehemals vergoldete Leibbinde sichtbar, die vorne durch die häufigen Fassungen nicht mehr erkennbar ist. Ein Loch im Hinterkopf, etliche Metalleinschläge und ein Metallring lassen vermuten, dass der Putto aufgehängt war und mit weiteren Dekorationsteilen verbunden war, also als fliegende Figur entworfen wurde. Ein weitere Barockengel unserer Sammlung, ist sitzend konstruiert. Beide waren vermutlich Teile einer barocken Altarretabel, die nicht mehr existiert – Herkunft unbekannt.

Woher Engel kommen und wann und wem sie erscheinen, bleibt uns Menschen ein Mysterium seit vielen Jahrhunderten. Sie beflügeln unsere Fantasie, schützen und geleiten, begleiten und trösten und teilen mit uns Freud und Leid. Engel begegnen uns manchmal in menschlicher Gestalt, sind Mitmenschen.

Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel. Und wir können nur fliegen, wenn wir uns umarmen.“ Luciano De Crescenzo

Herzliche Grüße aus dem Städtische Museum Bruchsal, geruhsame Festtage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2024.