purple

Objekt des Monats Juli

Wirtshausschild „Zum Schwanen“ - 175 Jahre Badische Revolution

Seit dem Mittelalter wird mit Eisenauslegern für Handwerker, Waren, Zünfte und Wirtshäuser geworben. Zwei Wirtshausschilder mit Schwan befinden sich in der Sammlung des Städtischen Museum. Das des Hambrückener Wirtshauses „Zum Schwanen“ erhielten wir 1966 durch die Vermittlung der dortigen Gemeindeverwaltung, zu einer Zeit als Bruchsal Kreisstadt war. Ob das zweite Schild der ältere Vorgänger des ersten ist, oder ob es sich bereits vorher in unserem Bestand befand ist ungeklärt. Es könnte auch an der Fassade des 1911 durch Brand zerstörten Wirtshauses Schwanen in der Württemberger Straße 2 gehängt haben. Auf historischen Fotografien ist der Name der Gaststätte lediglich aufgemalt. Das entsprach dem Geschmack der Zeit, in der seit Mitte des 19. Jahrhunderts Schilder aus Eisen durch gemalte Tafeln oder Fassadenbemalung ersetzt wurden.

Der seit 1582 nachgewiesene Schwanen erhielt 80 Jahre später von Bischof Metternich die ewige Schildgerechtigkeit verliehen, was heute einer Konzession entspricht. Die Herberge brannte zuletzt im Pfälzer Erbfolgekrieg nieder und wurde erneut aufgebaut. Seit 1840 betrieb Johann Georg Jung die Wirtschaft. Er war glühender Anhänger demokratischer Ideen, Vorsitzender des Volksvereins und sein Lokal Treffpunkt für Gesinnungsgenossen. Wegen seines Engagements für die Demokratie war Jung beim Militär unbeliebt. Mitglieder des 1. Badischen Dragonerregiments zerschlugen nach dem Putschversuch Gustav Struves am 24.09.1848, die Fensterscheiben und das Mobiliar des Gasthauses und prügelten auf Gäste mit Säbeln ein. Zur Volksversammlung in Offenburg am 12./ 13. Mai 1849 reiste der Schwanenwirt als Abgeordneter der Demokraten Bruchsals. Nach der Verkündung des Aufstandes gegen die liberale Regierung und die Monarchie Badens, fuhr Jung nach Rastatt um seinen Sohn zu besuchen. Er war an der Befreiung der politischen Gefangenen in Bruchsal nicht beteiligt. Seine Abwesenheit trug ihm den Spott seiner Genossen bei. Unter den in Bruchsaler Gefängnissen inhaftierten, befand sich auch Gustav Struve. Nach der Befreiung aus dem Frauengefängnis in den „Schwanen“ geführt, hielt er aus einem Fenster heraus eine Rede vor den versammelten Bruchsalern.

Wenn Sie etwas über das Wirtshausschild wissen, schreiben Sie uns gerne an: museum@bruchsal.de