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Objekt des Monats Juli

Beide Teile (rechts und links) der Militärkarte aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Foto: Städtisches Museum Bruchsal

Liebe Leserinnen und Leser,
kürzlich wurde dem Städtischen Museum Bruchsal ein Teil einer alten Militärkarte aus dem 18. Jahrhundert gestiftet. Die Karte zeigt Karlsruhe und Umland und bildet den linken Abschnitt einer Gesamtkarte, welche auf Deutsch und mit französischer Übersetzung wie folgt überschrieben ist: „Vorstellung des CAMPEMENTS der KAYSERL. u. REICHS-ARMEE zu BRUCHSAL, mit den Inondationen u. neuen Linien 1735 in denen Gegenden von Ettlingen bis Langenbruck. Ausgefertigt in der Homännl. Officin Mit allergn. Kays. Privilegio.“

Es handelt sich also um eine Darstellung der Region von Ettlingen bis Langenbrücken samt Aufstellung der kaiserlichen Truppen bei Bruchsal, deren Position durch rötliche Balken deutlich markiert ist (unten rechts). Die Karte fällt damit in die Zeit des polnischen Erbfolgekrieges (1733-1738). Zur Absicherung der Stellungen wurden zusätzlich Saalbach, Alb und Pfinz aufgestaut, sodass sich im gesamten Gebiet, welches die Karte abbildet, künstliche Überschwemmungen bildeten. Diese aus taktischen Gründen herbeigeführten Wassermassen zerstörten große Teile der Felder und führten zu massiven Ernteausfällen, unter denen die Bevölkerung litt. Auf den Karten sind die Überschwemmungen als dunkelgrün-bläuliche Markierungen zu erkennen.

Dem Städtischen Museum liegt diese Karte bereits – wie im Falle der aktuellen Stiftung – als einzelner Bestandteil, aber ebenso als vollständige Gesamtkarte mit beiden zusammengehörenden Teilen vor. Über den jüngsten Neuzugang freuen wir uns sehr, denn all diese Karten im Bestand des Städtischen Museums zeigen zwar denselben Inhalt, unterscheiden sich jedoch zum Teil stark hinsichtlich ihrer Ausführung. So sind beispielsweise nicht alle Kupferstiche koloriert und diejenigen, die farbig gefasst sind, unterscheiden sich stark in der Ausgestaltung und Bemalung der Details. Das gibt uns Aufschluss über Herstellung, Verbreitung und Datierung dieser Karten, die alle in den Jahren zwischen 1735 und 1750 produziert wurden, und ist somit für uns wichtiger Baustein in der Erforschung solch historischen Materials.

Diese Karten sind jedoch – natürlich neben ihrer Aussage über historische Ereignisse, die wir daraus gewinnen können – auch in topographischer Hinsicht besonders interessant, denn sie zeigen, wie unsere Region in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ausgesehen hat. So begegnen uns auf der Karte heutige Bekannte wie Büchenau, „Neidert“ und „Gronau“, aber beispielsweise auch Karlsruhe mit deutlich erkennbarer Anlage als „Fächerstadt“. Die damalige Ausbreitung des Hardtwaldes oder wichtige Verbindungsrouten zwischen den Orten sind weitere wichtige Hinweise, die diese Karten für uns bereithalten

Zu verdanken haben wir solch ergiebiges Material dem Kupferstecher Johann Baptist Homann bzw. seinen Erben, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Kartenmaterial und Globen anfertigten und vertrieben.