purple

Objekt des Monats Mai

Sicher sind die meisten Vorbereitungen für den Sommertagszug 2024 längst getroffen. In Kindergärten, Schulen und teilnehmenden Vereinen wurde gebastelt und geprobt. Der Schneemann des Skiclub Bruchsal wartet auf seine spektakuläre Verbrennung im Schlosshof.
 
Liselotte von der Pfalz berichtet bereits um 1700 vom in der Kurpfalz und im nördlichen Baden-Württemberg beheimateten Brauch. Er reicht in vorchristliche Zeit zurück und wird oft als heidnisch abgetan. Grundmuster des regional unterschiedlich gelebten Festes ist das Singen und Spielen bestimmter Lieder und das Vertreiben des Winters. In Mitteldeutschland wird der Brauch Todaustragen genannt, der Schneemann ist eine Strohpuppe die verbrannt, mancherorts zerstört oder ins Wasser geworfen wird. Ein Bruchsaler Ratsprotokoll von 1792 belegt als Winter und Sommer verkleidete Jungen, die mit anderen Kindern durch die Straßen ziehen. In der Zeit zwischen Hambacher Fest und Badischer Revolution wird das Fest teilweise verboten und später von den Nationalsozialisten für Propagandazwecke missbraucht. Durch Verlegung des Schuljahresbeginns und folgenden Kurzschuljahren, wird der Termin für das Fest verlegt, fällt kriegsbedingt mehrfach aus. In Bruchsal wird es schließlich 20 Jahre nicht mehr begangen. Durch das Engagement des zuvor gegründeten Sommertagszug-Komitees, ist die schöne Tradition seit 1984 wieder aufgenommen und findet im Mai statt. Winter und Sommer werden durch die Butzen dargestellt, die Gestelle aus Stroh und Tannenzweigen tragen. Kinder in farbfrohen Kostümen, halten bunte Sommertagsstecken. Süße Brezeln, Ei und Apfel sind Symbole für Unendlichkeit, das Wiedererwachen der Natur, die Fruchtbarkeit des Sommers. Der Zug mit geschmückten Stecken, Musik und Gesang durch die Oberstadt, ist in Bruchsal Ende des 19. Jh. dokumentiert. „Schtrih, Schtrah, Schtroh“ oder das von Otto Oppenheimer gedichtete Lied „Wer stelzt uff dem Dach dort … Juchheirassa! Juchheirassa! Wie schön isch do die Welt“, werden noch heute gesungen. Der Winter muss mit viel „Lärm“ vertrieben werden. Auf Fotos Anfang des 20. Jh. sind neben Komitee-, Brezel- und Motivwagen große Gruppen von Trommlern und Pfeiffern zu sehen, die damals unabdingbar zum Zug dazu gehören. Sie führen auch das Morgenwecken am Sommertagsfest durch.

Auf der Sommertagmedaille von 1908 befindet sich ein Schmuckband aus Tannenzweigen für den Winter und Kornähren für den Sommer. Die ausgestellten, im Zug gespielten Instrumente, befinden sich wie der Sommertagstecken seit einigen Jahren Städtischen Museum. Die 1949/50 mit Blattstichsticker geschmückte Sommertagfahne wird beim Umzug durch die Stadt getragen.